Fehlbelichtungen

an digitalen Röntgeneinrichtungen

Die Vorzüge der digitalen Bildgebung in der Röntgentechnik sind unbestritten – sowohl den Komfort der Aufnahmeanfertigung als auch vor allem die diagnostischen Möglichkeiten bei der Bildauswertung betreffend.
Allerdings gehen diese Vorzüge auch mit einem entscheidenden Nachteil einher:
Fehlbelichtungen sind nicht sofort erkennbar. Unter- und überbelichtete Aufnahmen, die bei herkömmlicher Film- Folientechnik sofort verworfen worden wären, erscheinen zunächst als völlig brauchbar, erst bei näherer Betrachtung lassen sich Qualitätsmängel in Form fehlender oder schlechter Detailerkennbarkeit bemerken. Leider wird dies vom Anwender oft als systemimmanenter Mangel akzeptiert, ohne die wahre Ursache zu suchen.
Leider wird in der Praxis dem Dosisindikator (S-Wert) zu wenig Beachtung geschenkt. Galt bei Film-Folien-Systemen der erste Blick des Anwenders stets dem optischen Eindruck der entwickelten Aufnahme, wird heute der Dosisindikator oft nicht einmal wahrgenommen. Dabei zeigt er durch einen für jedes digitale System vorgegebenen Normwert (diese unterscheiden sich allerdings leider von Hersteller zu Hersteller).
Fehlbelichtungen vermeiden
Wir wollen in diesem Zusammenhang ausschließlich von Aufnahmen sprechen, die mit Belichtungsautomatik angefertigt werden. Ich will nicht behaupten, daß durch das scheinbare Gelingen aller Aufnahmen die Präzision der Lagerungstechnik vernachlässigt wird – jedoch ist die Wahl des richtigen Meßfeldes der Belichtungsautomatik entscheidend für die korrekte Belichtung. Das Meßfeld muß von der darzustellenden Körperregion (ROI) komplett verdeckt werden, schon kleinste von direkter oder nur wenig geschwächter Strahlung getroffene Teile des Meßfeldes führen zu erheblicher Unterbelichtung.
Andererseits ist mit erheblichen, die Bildqualität einschränkenden und strahlenbelastenden Überbelichtungen zu rechnen, wenn das gewählte Meßfeld von einer radiologisch dichten Körperregion überdeckt ist, während die ROI wesentlich weniger dicht ist. Es erscheint daher von hoher Wichtigkeit, vor jeder Aufnahmeauslösung zu prüfen, ob das gewählte Meßfeld der ROI entspricht (eventuell das vom Programm vorgegebene Feld ändern), und ob die Zentrierung korrekt ist.
Verwendung von Ausgleichsfiltern
Unbestritten gibt es „Problemfälle“ unter den radiologisch mit Belichtungsautomatik darzustellenden Körperregionen, die auch bei sorgfältigster Lagerungstechnik zu Fehlbelichtungen führen. Das bekannteste Beispiel dafür ist die LWS seitlich, die schon ganze Heerscharen von MTRAs zur Verzweiflung getrieben hat. Nun gibt es aber eine Reihe von bewärten Hilfsmitteln für diese Fälle (am bekanntesten der „Indianer“ für die seitliche LWS), dazu in der Film-Folien-Zeit Verlaufsfolien und, vielleicht heute aktueller denn je:
Ausgleichsfilter.
Es ist falsch, zu glauben, daß die vorgeschriebene Verwendung von Meßgeräten zur Ermittlung des Dosisflächenprodukts die Benutzung von Zusatzfiltern verbietet, weil diese den angezeigten Meßwert verfälschen!
Richtig ist: das Dosisflächenprodukt ist ein Normwert für Aufnahmen ohne Zusatzfilter und einen „Normpatienten“ (70 +/- 3kg). Abweichungen vom Normwert werden toleriert, wenn sie diagnostisch indiziert sind, wenn der Patient vom Normpatienten abweicht oder Zusatzfilter verwendet werden (so sind z.B. in der Kinderradiologie Kinderfilter zwingend vorgeschrieben!!)
Daher ist die Benutzung von Ausgleichsfiltern nach wie vor ein vorzüglicher Weg zur bestmöglichen Darstellung radiologisch schwieriger Regionen und: Ausgleichsfilter reduzieren (!) die Strahlenbelastung des Patienten.
Bitte lassen Sie mich abschließend wiederholen:
In der Digitaltechnik gibt es keinen Bezug mehr zwischen Bildhelligkeit und Dosis! Allein die Betrachtung des Dosisindikators gibt Aufschluß über die korrekte Belichtung!